Donnerstag, 14. August 2025
18.00 Uhr
Solisten:
Anastasia Fedorenko, Claire Winkelhöfer – Sopran
Lucas Pellbäck, Rodrigo Alegre Vargas – Tenor
Tim Winkelhöfer, Vsevolod Chernyshev – Bass
Vocalensembles Maria Plain und Salzburg Barock
Orchester Salzburg Barock
Orgel: Markus Stepanek
Dirigent: Hans-Josef Knaust
Die Marienvesper „Vespro della Beata Vergine“ (1610) ist das wohl bedeutendste geistliche Werk des Frühbarock.
Es wird auf historischen Instrumenten musiziert.

Monteverdis Marienvesper war ihrer Zeit weit voraus
Claudio Monteverdi war maßgeblich am Stilwechsel zum Ende des 16. Jahrhunderts beteiligt. Neben seinen Opern und zahlreichen Madrigalen zeugt seine epochale Marienvesper von außergewöhnlichem Erfindungsgeist.
Mit seiner groß angelegten Marienvesper schuf Monteverdi DAS Meisterwerk der Kirchenkomposition, welches auf geniale Weise die Musik der ausklingenden Renaissance mit dem Stil des aufblühenden Generalbasszeitalters verbindet. 1610 wurde seine „Vespro della Beata Vergine“ gedruckt, gemeinsam mit einer Messe im „alten Stil“ und daher sehr geeignet, sowohl bei Fürsten als auch beim höheren Klerus auf sich aufmerksam zu machen. Denn wie die meisten Komponisten, die wir aus Drucken und Manuskripten der Zeit um 1600 kennen, war auch Monteverdi zunächst als Sänger in einer fürstlichen Kapelle angestellt. Daher wird sich hohe eigene Wertschätzung mit beruflichen Ambitionen verbunden haben, als er dieses kühne Werk ohne direkte Vorbilder publizierte. Mit größtem Erfolg:
1613 wurde er einstimmig als Nachfolger Giovanni Gabrielis in das Amt des Domkapellmeisters an San Marco in Venedig berufen.
Seit dem Konzil von Trient war das Ideal der klassischen sakralen Vokalpolyphonie durch die Werke Giovanni Pierluigi Palestrinas definiert. 40 Jahre nach ihm geboren, entwickelte Monteverdi geistliche Musik in eine völlig neue Richtung. Der Inhalt des Textes bleibt wichtig, aber er dominiert nicht die Musik, setzt ihr keine Grenzen. Er wird vielmehr in hoch expressiver Manier gedeutet; zu komplexen polyphonen Satzstrukturen gesellen sich virtuos konzertierende Stimmen über einen Generalbass, die Darstellung der menschlichen Gefühle erhält hohe Priorität, wenn auch Monteverdi hier auf „regelwidrige“ Dissonanzen, die er sonst zur Steigerung des Ausdrucks einsetzt, weitgehend verzichtet.
Schon die Eröffnung der Marienvesper ist bemerkenswert, besinnt sich Monteverdi doch der Förderung durch die Fürsten von Mantua, indem er die Fanfare der Gonzagas zitiert – ähnlich dem Prolog seiner Oper „Orfeo“ von 1607. Hatte er dort die Florentiner Experimente mit der jungen Gattung Oper konsolidiert und auf ein neues Niveau gehoben, ließ er nun musikalische Neuerungen seines Opernstils in die Marienvesper einfließen. So, wie man geistliche Musik in Italien, ja in Europa noch nicht gehört hatte.
Im Zentrum des Werkes steht die Marienverehrung – Hymnus und Antiphonen wie „Ave maris stella“ oder „Sancta Maria, ora pro nobis“ werden berückend schön in Musik gefasst, ehe die Komposition mit einer virtuos-innigen Vertonung des Magnificat, dem Lobpreis aus dem Neuen Testament, endet.
Dr. Rainer Birkendorf